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Kallnach ist eines der längsten Strassendörfer der Schweiz. Das Dorf liegt am Fuss einer Moräne des Rhonengletschers. Dazu breitet sich nordwestlich das Grosse Moos aus. Heute dient das Grosse Moos der Landwirtschaft und als Naherholungsgebiet. Früher war die Ebene eine Moorlandschaft. Erstaunlich viele Funde zeigen, dass das Gebiet um Kallnach seit jeher besiedelt war.
Der älteste Fund auf unserem Gemeindegebiet ist ein Mammutzahn aus der Zwischeneiszeit. Überreste der Römerstrasse, welche die Siedlungen Aventicum und Petinesca verbanden, wurden im Aspi gefunden. Nach den Erkenntnissen und Ausgrabungen von 1989 stand in Kallnach eine römische Raststätte, ein Zollposten oder eine Pferdewechselstation. Dank den Fundgegenständen und Grabbeilagen konnte festgestellt werden, dass während des 7. Jahrhunderts in Kallnach Romanen lebten. Am Reichtum einiger Gräber gemessen, lebte neben dem einfachen Bürger im frühmittelalterlichen Kallnach auch eine wohlhabende Oberschicht.
Vor langer Zeit lebte in unserem Dorf ein Römer namens Calcanius. Laut Überlieferungen war Calcanius ein verdienter römischer Feldherr, dem als Altersrente ein Landgut zugesprochen wurde. Dafür konstruierte er den Namen Calcaniacum. Es ist unschwer zu erraten, dass dies der Anfang unseres heutigen Dorfes war.
Im Laufe der Zeit entstanden orthographische Abweichungen, die weitgehend mit einer ungenauen Aussprache und den Überlieferungen zusammen hängen. Sie haben für die Herkunft und den Inhalt des Namens keine Bedeutung. Warum jedoch die zweite CA-Silbe von Calcaniacum verloren gegangen ist – nach linguistischen Gesichtspunkten müsste unser Dorf heute «Kalknach» oder «Chauchnech» heissen – ist nicht eindeutig belegt.
Kallnach wird urkundlich erstmals im Jahr 1225 erwähnt: de Callaho. Vereinzelt finden sich auch abweichende Formen, wie Kalnacht oder Kalchnach. Die beiden Formen haben weder mit Kalk noch mit Nacht etwas zu tun. Sie sind lediglich Deutungsversuche, weil der Ursprung des Namens für die Schreiber bereits verdunkelt war.
Im 17. Jahrhundert entstand offenbar das Bedürfnis oder vielleicht auch die Notwendigkeit, ein eigenes Wappen zu führen. Da an eine sprachhistorische Deutung des Ortsnamens zu dieser Zeit aber noch nicht zu denken war, versuchte man, auf dem Wappen ganz einfach darzustellen, was der Name „Kallnach“ beim ersten Hinblick aussagt: nämlich zum einen eine „Chaue“, einen Kallen oder, wie wir heute sagen, einen Glockenklöppel. Zum anderen erinnert einen die Endung von Kallnach an Nacht. Damit wären auch die zwei Sterne und ein wenig die blaue Hintergrundfarbe erklärt. Der Name hat aber weder mit einem Kallen noch der Nacht etwas am Hut. Das Wappen von Kallnach beruht also eindeutig auf einem Missverstehen des Ortsnamens; doch – wie erwähnt – war dies im 17. Jahrhundert kaum anders möglich, da die Forschung nach der Bedeutung und Entstehung der Ortsnamen noch nicht existierte.
Bereits 1924 erscheint der Glockenklöppel entgegen dem Gemeinderatsbeschluss in Silber. Die Färbung des Klöppels in den folgenden Jahren ist uneinheitlich: meistens wird der „Chaue“ in Silber dargestellt, in wenigen Fällen nur noch wie ursprünglich beschlossen in Gold. Die Gemeindeversammlung vom 29. Mai 1944 beschliesst, diesem Durcheinander ein Ende zu bereiten und genehmigte die endgültige Wappenbeschreibung wie folgt:
„In Blau ein silberner Glockenklöppel, begleitet von zwei goldenen Sternen.“
Am 6. Februar 1945 wird unser Wappen offiziell vom Regierungsrat anerkannt und bestätigt.
Der Ortsteil Niederried der neuen Gemeinde Kallnach liegt im südwestlichen Teil der Verwaltungsregion Seeland. Das Gemeindegebiet wird durch den Hügelzug mit dem Kallnachwald deutlich in zwei Teile geteilt. Nämlich in den südöstlichen Teil mit dem Dorf und dem hügeligen Feldland und in den nordwestlichen Teil als Ausläufer in die Ebene des Grossen Mooses mit den neuen Siedlungshöfen.
Funde aus der Neusteinzeit lassen auf eine sehr frühe Besiedlung schliessen, die allerdings nicht auf bestimmte Siedlungskerne hinweisen. Geschichtlich ist man weitgehend auf Quellen aus Kallnach angewiesen.
Wenn jenseits der Aare die Dörfer Radelfingen, Detligen, Frieswil und Oltigen an alemannische Sippennamen erinnern, so deutet Niederried auf das Gelände hin. Das niedere und untere Ried liegen an der Aare, früher mit Riedgras, Schilf und Auwald bewachsen, im Gegensatz zum Oberried an der Golatenstrasse.
Vom Mooskrieg, einem Wunderheiler, dem Flössen und einer Güterzusammenlegung…
Die frühesten Zeugen einer Besiedelung unseres Gemeindegebietes sind Fundgegenstände römischer Herkunft aus der Zeit des ersten und zweiten Jahrhunderts (Henkelkrüge, Ziegel und Münzen).
Als Teil der Herrschaft Oltigen fiel Golaten 1410/12 an Bern und war bis ins 18te Jahrhundert der Landvogtei Laupen unterstellt.
Das Dorf hatte mit den benachbarten Gemeinden Gurbrü und Wileroltigen Weide- und Heurechte im Grossen Moos. «äs isch vieu Holzgstüd oder Gstrüpp gsie, u de wieder än Egge, wo chlei Weid isch, entweder für d’ Chüe oder d’Schaf z weide» (M.T.G./1988). An der von Fräschels und Kerzers benützten Weide waren die Gurbrüner, die Wileroltiger und die Golatner so lange interessiert, bis ihnen der Stand Bern im Jahr 1793 schliesslich 160 Jucharten Weideland verteilte. Das wiederum gefiel Fräschels und Kerzers gar nicht und die gegenseitigen Landansprüche wurden mit Gabeln, Schaufeln und Hacken verteidigt. Die Berner mussten am Schluss gegen die Freiburger klein beigeben. «Die Schleglete isch z Bärn obe aus Mooschrieg bim Gricht buechet». Das Gericht in Bern schützte die Rechte der Bevölkerungen Gurbrü, Wileroltigen und Golaten. Jahre später wurde das Land den Dörfern zugeteilt. «äs isch du niemer grad begeischteret gsie, u z letscht, wo aus grütet u zwäggmacht isch gsie, het das no vieli Jucherte dr zue gä». Vom Sumpfgebiet, welches erst im Jahre 1878 im Zuge der Jura-Gewässerkorektur trocken gelegt wurde, gingen viele Krankheiten aus (Masern, spitze Platern, Scharlach, Röteln).
Johannes Johner, im Volksmund «Oltigemätteler Wasserdoktor» geheissen, war ein erfolgreicher Wunderheiler. Er lebte zwischen 1839 und 1900 als Landwirt zeitlebens in der Oltigenmatt, in der Nähe des heutigen Weilers Wittenberg bei Golaten. Um seine Person ranken sich viele Geschichten und Mären. Als Wasserdoktor stellte er seine Diagnosen aufgrund von Urinproben der Patienten. Sein guter Ruf und die Mundpropoganda führten dazu, dass Leute von weither in die Oltigenmatt pilgerten. Johannes Johner besass ganz offenbar auch übernatürliche Kräfte für das Pendeln (Radiästhesie / Lehre der Strahlenwirkung auf den Organismus), sah von ferne verlorene und gestohlene Dinge, wusste bei Bränden, wer der Brandstifter war und erkannte, was kranken Tieren fehlte. Auch lebenspraktische Hinweise lassen sich in Tagebüchern, Rezepten und Ratschlägen des Wasserdoktors finden. So z.B. über das Flöhe fangen. «Wenn du alle die Flöhe so in einem Hause sind, auf einen Haufen willst zusammenbringen, so nimm einen Stecken, schmiere diesen mit Fuchs- oder Igelschmalz an, stelle ihn hin, wo du willst, so setzen sie sich alle daran».
Seit Jahrhunderten diente den Menschen das Wasser als Transportmittel. Die Flösserei war vom Mittelalter bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts die wichtigste und billigste Transportart für Stammholz. So verdiente sich in vergangenen Zeiten wohl auch mancher Golatner sein Brot mit der Flösserei. Meistens war den Flössern ein bestimmter Abschnitt zugeteilt. In Holland boomte die Nachfrage nach Holz. Riesige Mengen von Tannen-, Kiefern und Eichenstämmen wurden aus dem Einzugsgebiet der Aare nach Holland geflösst. Leder, Stoffe, Getreide und sonstige Waren fanden ihre Käufer flussaufwärts und flussabwärts. Die Wasser waren nicht ungefährlich. Besonders bei der Einmündung der Saane in die Aare. Hier dürften einige Transporte im kühlen Nass geendet haben.
Während der Kriegsjahre 1942 bis 1946 hat die Gemeinde Golaten mit Untersütztung des Bundes und der Kantone Bern und Freiburg eine Bodenverbesserung durchgeführt und die versumpften Gebiete entwässert. Gleichzeitig wurden rund 510 Parzellen zu 200 Grundstücken zusammengefasst, Wald gerodet und Bewirtschaftungswege angelegt. An den Gesamtkosten von Fr. 628'000.-- musste sich die Gemeinde Golaten mit einem Beitrag von Fr. 18'000.-- beteiligen. Hinzu kammen Eigenleistungen der betroffenen Grundeigentümer welche grösstenteils als Arbeitsleistung erbracht wurden.